28.10
2021

Neustart im Biomarkt: RPK Karlsbad und GöPi schaffen neue Perspektiven

Eine Kooperation, die bereits seit über 10 Jahren besteht. Dr. Gustav Wirtz (RPK, links) und Gerd Göhringer (GöPi, Zweiter von links).

Nach einer akuten psychischen Erkrankung ist der Weg zurück in den Beruf oft schwierig. Studien zeigen, dass sich der gesundheitliche Zustand nach Rückkehr an den Arbeitsplatz nicht immer anhaltend verbessert. Wichtig ist deshalb eine gut geplante und begleitete schrittweise Rückkehr in den Beruf. Solch eine Chance erhalten Teilnehmende der Rehabilitationseinrichtung für psychisch Kranke (RPK) Karlsbad z.B. im Biomarkt GöPi.

„Wir können therapieren, vorbereiten und bei Krisen zur Seite stehen. Um jedoch wieder Eigenständigkeit im Berufsleben zu erlangen, braucht es echte Praxis. Dafür sind Kooperationen mit Unternehmen aus der Region enorm wichtig“, unterstreicht Dr. Gustav Wirtz, leitender Arzt der RPK Karlsbad. Nach psychischer Erkrankung und erfolgreicher Therapie ist es vorteilhaft, wenn Betroffene zeitnah wieder Arbeit aufnehmen. Allerdings ist der Arbeitsplatz ein Lebensbereich, in dem krankheitsbedingte Einschränkungen am stärksten auffallen können. Zu hohe Arbeitsanforderungen können dabei schnell einen negativen Einfluss auf die Betroffenen ausüben. Deshalb absolvieren Teilnehmende, die nach vorangegangenen Akutbehandlungen in der RPK auf eine Rückkehr ins Leben vorbereitet werden, ein Praktikum, bei dem sie eng von Therapeuten der RPK betreut werden. 

Eine solche Praktikumskooperation zwischen RPK und dem regionalen Biomarkt GöPi besteht seit über elf Jahren. Gerd Göhringer, Inhaber des Marktes, hat in den vergangenen Jahren mehr als 15 Menschen nach psychischer Erkrankung im Praktikum begleitet. „Mir ist es ganz wichtig Menschen eine Chance zu geben. In unseren Märkten in Karlsbad-Langensteinbach und Ettlingen haben wir dazu die Möglichkeit. Es ist toll zu sehen, wie sich die Menschen im Laufe des Praktikums entwickeln und immer sicherer werden“, berichtet Göhringer.

„Das Praktikum ist essenziell für unsere Teilnehmenden. Nur so kommen sie raus aus dem sicheren Rahmen der RPK in direkten Kontakt mit der realen Arbeitswelt und können sich Ängsten stellen und Krisen meistern. Natürlich sind wir für die Teilnehmenden und Arbeitgeber da und stehen immer im engen Austausch“, betont Dr. Wirtz.

Wenn die Rahmenbedingungen passen, endet für die Teilnehmenden die Arbeit im Biomarkt nicht mit dem Praktikum. Sechs ehemalige Praktikant:innen arbeiten inzwischen fest in den zwei Märkten von Gerd Göhringer. Ein ehemaliger Teilnehmer und jetziger GöPI-Mitarbeiter, der seit mehreren Jahren im Markt Ettlingen dabei ist, unterstreicht, dass die Kooperation zwischen Reha-Einrichtung und Unternehmen die RPK-Teilnehmenden enorm weiterbringt. „Zu Beginn meines Praktikums hätte ich nie erwartet, dass ich die sechs Wochen schaffe. Natürlich gab es immer mal Krisen, aber das Team ist wie eine große Familie, die einen auffängt. Gerade der geregelte Tagesablauf einer festen Arbeit gibt mir sehr viel Halt“, berichtet der ehemalige RPK-Teilnehmer. Stolz berichtet Inhaber Göhringer auch von seinem Bistro-Koch, einem ehemaligen RPK-Praktikanten, der nun seit sechs Jahren an Bord ist. „Ein toller Kerl, der sich super integriert hat und auf den ich nicht mehr verzichten möchte.“

Nicht jeder Kunde verstehe sofort, warum einige seiner Mitarbeitenden in manchen Situationen anders als erwartet reagieren. „Aber wir gehen damit ganz offen um. Das gehört bei uns dazu und macht unseren Markt und unser Team zu etwas besonderem. Darauf, dass das alles gemeinsam funktioniert, sind wir sehr stolz“, so Göhringer abschließend. Für den Leiter der RPK Karlsbad, Dr. Gustav Wirtz, ist GöPi ein Vorzeigepraktikumsbetrieb, von dem es viel mehr geben sollte. „Unser Ziel ist es, dass unsere Teilnehmenden wieder mit Selbstvertrauen durchs Leben gehen. Dass dazu ein Praktikum und eine Arbeitsstelle wesentlich beitragen, sehen wir fast täglich. Deshalb freuen wir uns sehr, wenn es Betriebe gibt, die den gleichen erfolgreichen Weg wie das Unternehmen von Herrn Göhringer gehen“, unterstreicht Dr. Wirtz und ergänzt, dass in vielen Fällen auch eine Förderung oder Unterstützung seitens der Arbeitsagentur oder des Integrationsfachdienstes möglich ist.

Nicht nur die Studien zeigen, sondern auch die Praktikanten im Biomarkt berichten: Erhalten Betroffene am Arbeitsplatz Anerkennung und machen positive Erfahrungen, dann steigt die Chance, dass die Rückkehr in den Beruf zu etwas Dauerhaftem wird.

 

Zurück
Kontakt
News